HomeHome

„Im Sommer will ich angreifen“

INTERVIEW: Warum Christian Königstein vom TV Bad Driburg zum TSV Bayer Leverkusen wechselte

Von UWE MÜLLER

Bad Driburg/Leverkusen. Olympiasieger, Weltrekordhalter und Weltmeister wie Dieter Baumann oder Heike Henkel starteten für den TSV Bayer 04 Leverkusen. Speerwerferin Steffi Nerius, Olympia-Zweite und Europameisterin, ist die derzeit erfolgreichste Leichtathletin im rotweißen Bayer-Trikot. Leverkusen ist aber auch bekannt dafür, mit Trainern von Weltruf stets neue Talente an die nationale und internationale Spitze heranzuführen. Christian Königstein, 15-maliger Westfalenmeister, wechselte vom TV Bad Driburg zu dem Verein, der als eine der besten Adressen in der deutschen Leichtathletik gilt. Der 20-jährige Mittelstreckler startet ab dem 1. Januar 2008 für Bayer Leverkusen.

Warum sind Sie eigentlich weg vom TV Bad Driburg und hin zum TSV Bayer Leverkusen?
CHRISTIAN KÖNIGSTEIN: Weil ich ein zielstrebiger Typ bin. Auf der einen Seite war ich traurig, als mein Wechsel fest stand. Aber auf der anderen Seite soll es vorangehen. Und da ist das professionelle Umfeld, das mir Bayer Leverkusen bieten kann, ein Riesenvorteil.

Halten Sie Kontakt zum TV Bad Driburg?
KÖNIGSTEIN: Natürlich. Den Kontakt halte ich aufrecht. Meinen Trainer Rolf Winkler, dem ich viel zu verdanken habe, rufe ich oft an, oder wir treffen uns. Auch mit meinen ehemaligen Teamkollegen halte ich Kontakt – meistens übers Internet.

Wo liegt der große Unterschied zwischen Ihrem alten und dem neuen Verein?
KÖNIGSTEIN: Die Trainingsbedingungen sind wesentlich besser. Das zeigt sich zum Beispiel daran, dass wir während einer Dauerlauf-Trainingseinheit nicht im Kurpark in der Kälte rumstehen müssen, sondern anschließend noch vier Stunden weitertrainieren können, ohne gleich eine Erkältung zu riskieren. Richtig klasse ist die medizinische Betreuung, von der ich gerade zurzeit besonders profitiere und die Möglichkeit, die Physiotherapie mit all ihren Annehmlichkeiten jederzeit nutzen zu können. Und wir trainieren in einer größeren Trainingsgruppe. Ich kann zwar auch alleine trainieren, aber das ist schon luxuriöser, mit so vielen zusammen zu trainieren.

Sie starten ab dem 1. Januar 2008 für den TSV Bayer Leverkusen, haben Ihren Wohnsitz nach Leverkusen verlegt, führen ihre Ausbildung zum Physiotherapeuten weiter und trainieren schon dort. Wie war Ihr Start bei einem der erfolgreichsten Leichtathletik-Club Deutschlands?
KÖNIGSTEIN: Sehr gut. Ich wurde sehr gut aufgenommen, hab mich schnell eingelebt und wurde sofort in die Trainingsgruppe integriert. Doch dann begann leider die lange Verletzungszeit.

Diese Verletzung haben Sie aber jetzt auskuriert?
KÖNIGSTEIN: Ich hoffe, dass ich endlich wieder schmerzfrei trainieren kann. Die Arthroskopie (Gelenkspiegelung, d. Red.) legte zwar nicht genau offen, was am Knie kaputt ist, aber jetzt weiß ich, was es nicht ist. Denn alle Strukturen wie Meniskus oder Knorpel sind in Ordnung.

Sind Sie wieder im Training?
KÖNIGSTEIN: Drei lockere Laufeinheiten habe ich absolviert. Das ging ganz gut. Jetzt werde ich in den nächsten zwei, drei Wochen mein Trainingspensum steigern und langsam wieder aufbauen. Am 8. Januar fangen wir mit dem offiziellen Training an.

Worauf legen Sie den Schwerpunkt?
KÖNIGSTEIN: Ganz klar auf die 400 und 800 Meter.

Ihr letzter Start liegt weit zurück: Am 26. August mussten Sie auf den Start im 1.500-Meter-Finale bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften in Hannover verzichten. Seitdem sind Sie dauerverletzt. Wie gehen Sie damit um?
KÖNIGSTEIN: Der Umgang mit den ständigen Verletzungen fiel mir wesentlich leichter als noch im Frühjahr, direkt nach dem Trainingslager. Damals stand die komplette Sommersaison auf dem Spiel. Man beginnt schnell sich unter Druck zu setzen.

Wie haben Sie sich unter Druck gesetzt?
KÖNIGSTEIN: Anstatt eine kleine Pause einzulegen, versucht man so viel wie möglich an Training mitzunehmen. Das führt dazu, dass Verletzungen nicht vollständig ausheilen. Ein möglicher möglichen Rückfall zu der alten Verletzung kann ebenso auftreten wie eine Folgeverletzung. Das kann den weiteren Saisonverlauf im schlimmsten Fall beenden. Daraus habe ich gelernt.

Was haben Sie diesmal anders gemacht?
KÖNIGSTEIN: Wichtig ist, sich mental auf diese Situation einzustellen. Das ist aber leider schwieriger als gedacht und bedarf neben Selbstbeherrschung und Disziplin zusätzlich sehr viel Erfahrung im Umgang mit Verletzungen. Besonders in dieser Hinsicht habe ich persönlich sehr viel gelernt dieses Jahr. Was ich im Frühjahr vielleicht noch falsch gemacht habe, versuche ich dieses mal besser zu machen.

Was sind Ihre sportlichen Ziele für 2008?
KÖNIGSTEIN: Ich will in erster Linie gesund bleiben, um eine neue Grundlage für den sportlichen Erfolg zu schaffen. Ich wünsche mir, dass ich über einen längeren Zeitraum verletzungsfrei bleiben und gesundheitliche Stabilität in meinen Körper bringen kann. Deshalb werde ich auch nicht unbedingt eine Hallensaison erzwingen wollen, auch wenn ich gerne gleich am Anfang gezeigt hätte, was für ein Potential in mir steckt. Aber Geduld ist nun mal eine Tugend. Und im Sommer will ich dann wieder richtig angreifen.

 

zurück


Zurück zur Startseite
 Optimierte Auflösung: 1024 x 768 px        © 2007-10 by SEITENMAKER.de